In seinem zweiten Vortrag betrachtete Oschatz das Thema „Hallenbeheizung auf Basis erneuerbarer Energien“. Explizit ging es um Vorschläge für die Überarbeitung der DIN V 18599-5 („Energetische Bewertung von Gebäuden“) bezüglich Hallenfußbodenheizungen und der Dämmung von Bodenplatten. So bestünden teilweise Unklarheiten bei der Erfassung von Hallenfußbodenheizungen in Energiebedarfsberechnungen nach DIN V 18599 (Energieberatung/Energieausweis), besonders hinsichtlich der Dämmausführung (bei Hallen oft Randdämmung). So habe das iTG eine Kurzstudie erstellt zur überwiegend redaktionellen Fortschreibung/Klarstellung entsprechender Normpassagen. Beispielsweise sollten Dämmniveaus besser mit expliziten Kennwerten beschrieben werden, als allein mit Normverweisen. Unterschiedliche Dämmniveaus innerhalb derselben Bodenplatte könnten als separate Wärmeübergabesysteme abgebildet werden. Oder es sollte eine Klarstellung erfolgen, dass eine „Randdämmung“ nur dann vorliegt, wenn der Randbereich einen höheren Wärmeschutz aufweist als die restliche Bodenplatte. Das heißt, vollflächig gedämmte Bodenplatten sind nicht automatisch auch randgedämmt.
Technisch neue Wege gehen
Markus Gundendorfer von my-PV aus Österreich stellte an einem Praxisbeispiel vor, wie Photovoltaik in ein modernes und effizientes Gebäude integriert und der Heizbedarf mit elektrischen Flächenheizungen gedeckt werden kann. Als Projekt wurde der Neubau des Firmengebäudes von my-PV ausgewählt. Das Gebäude mit einer Bruttogeschossfläche von 858 m² ist in Holzriegelbauweise ausgeführt. Basis ist eine 100 kWp Photovoltaikanlage (bestehend aus 300 Solarmodulen je 0,335 kWp). Es verfügt über eine elektrische Bauteilaktivierung der monolithischen Fundamentplatte sowie eine elektrische Fußbodenheizung im Estrich des Obergeschosses. Ergänzend gibt es eine kontrollierte Be- und Entlüftung mit Wärmerückgewinnung sowie eine Klimatisierung mittels VRF-System. „Es funktioniert“, fasste Gundendorfer das Ergebnis aus über einem halben Jahr Praxisbetrieb zusammen. „Das solarelektrische Betriebsgebäude hat eine bilanzielle Autarkie geschafft, sogar in der Heizsaison – und das über gleich alle Sektoren. Es gibt einen Wandel im Energieverbrauch. In hochgedämmten Gebäuden sind die Verbraucher alle gleichwertig (Haushaltsstrom, Heizstrom, Warmwasser, Elektromobilität), das bisher bestehende Ungleichgewicht ist in der Realität nicht mehr festzustellen.“
Ein Höhepunkt des Symposiums war am Mittag die Vergabe der BVF Awards 2022. In diesem Jahr konnte Stahl insgesamt vier Unternehmen prämieren. Die Laudatio sprach Alexandra Borke vom BVF. Feierlich ausgezeichnet wurden mfh systems in der Kategorie elektrische Flächenheizung mit dem Produkt E-Energy Controller IQ, Roth Werke in der Kategorie wasserbasierte Systeme mit dem Produkt Roth Original Tacker-System, Hottgenroth Software in der Kategorie Kühl- und Heizdeckensysteme mit dem Produkt Wand- und Deckenheizung 3D Plus sowie dibauco in der Kategorie Innovation mit Freiflächensystemen mit regenerativen Energien bzw. Abwärmenutzung. Die Auszeichnungen entgegen nahmen Andreas Piephans und Daniel Schuschan (mfh systems), Michael Georg und Christin Roth-Jäger (Roth Werke), Björn Wolff (Hottgenroth Software) sowie Tanja Funke (dibauco).
Am Nachmittag wurden noch durch die BVF-Mitglieder ArgillaTherm (Umbau eines Lagerhauses in moderne Büroflächen mit Natur-Klimadecken) und mfh systems (Einfamilienhaus aus 1962 mit Boden-, Wand- und Deckenheizung) Referenzprojekte der energetischen Sanierung im Bestand mit Flächenheizungen vorgestellt. Zuvor referierte Prof. Thomas Giel von der Hochschule Mainz zudem über das Thema Kalte Nahwärme. „Ein kaltes Nahwärmenetz verfügt über ein zentrales Erdsondenfeld“, erklärte Giel das Funktionsprinzip. „In den Sonden nimmt ein Wärmeträgermedium, ein Gemisch aus Wasser und Frostschutzmittel, die Wärme des Erdreichs mit seinen ganzjährig konstanten Temperaturen von 10 bis 12 °C auf. Durch eine Ringleitung gelangt das erwärmte Trägermedium zu den Abnehmern, den Gebäuden. Dort heben Wärmepumpen die bereitgestellte Energie auf das individuell gewünschte Temperaturniveau. Neben der Heizung im Winter bietet das Netz auch die Möglichkeit, die Häuser im Sommer ökologisch und wirtschaftlich zu kühlen (Freecooling). Die in den sommerlich-heißen Innenräumen aufgenommene Wärme führen die Leitungen zurück ins Erdreich und ermöglichen damit gleichzeitig eine Regeneration des Erdsondenfeldes.“