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Behaglichkeit, die auf grauem Beton sprießt

Auch zur Bindung von Feinstaub

Der buschförmige Sonnenschirm berührt nicht direkt die Außenwände. Gärtner vergruben die Hecke in Kübeln, die auf begehbaren Konsolen vor den beiden Fassaden stehen. Vier Hainbuchen pro Kasten. Der Entwurf der Phytotechnik stammt von der Berliner Hochschule für Technik (BHT), ehedem Beuth Hochschule für Technik.

Der Phytotechnologe Prof. Dr. Karl-Heinz Strauch hatte zu Beginn der Planung die Anforderungen an das Begrünungssystem in einer umfangreichen Studie vorgelegt und darin den Effekt der Pflanzenhülle aus Hainbuchen für das innerstädtische Klima betont. „Nach unseren mehrjährigen Untersuchungen kennen wir das Wachstum der Pflanzen in diesem speziellen System, ihre Bedürfnisse ebenso wie ihre ökophysiologische Leistungsfähigkeit. Dabei war der Wasser- und Wärmehaushalt der Laubfläche von besonderem Interesse, ebenso wie die Frage nach der CO2-Aufnahme. Wir wissen nun, dass allein die Fassade eine Laubfläche von 30.000 m2 hat und Sauerstoff wie ein Park mit rund 80 ausgewachsenen Laubbäumen produziert. Darüber hinaus bindet sie Fein- und Feinststaub über die Blattoberfläche.“

Das Begrünungskonzept hatten die Firmen Jakob Leonhards Söhne und Benning Dachbegrünung als „Arge Carpinus“ umgesetzt. „Carpinus“ ist der lateinische Name für Hainbuche. Die Pflege und Wartung erfolgen ebenfalls durch Leonhards. Die Verantwortung für die Umsetzung der Planung lag damals in den Händen von Martin Belz, der nach jahrzehntelanger Tätigkeit beim Fachbetrieb Leonhards zu CityArc, Institut für Stadtnatur in Freiburg, wechselte.

Bei einer Begehung des Kö-Bogens II begründet der Begrünungsexperte die Wahl der Hainbuche so: „Sie ist ein sehr robustes, widerstandsfähiges und genügsames Gehölz, das dem emissionsbelasteten Innenstadtbereich standhält. Auch verträgt die Hainbuche unterschiedlichste Standortbedingungen und kann so an allen Fassadenseiten eingesetzt werden. Selbst an Hochsommertagen ging der Wasserverbrauch pro Tag im Mittel nicht über 2,5 l je Pflanze hinaus, obwohl wir um vier Liter gerechnet hatten. Darüber hinaus ist die Hainbuche schnittverträglich, kennt gegenüber vielen anderen Heckenpflanzen wenig Krankheiten und besitzt eine hohe Regenerationsfähigkeit.“ Und sie fällt in den Winterschlaf. Das Grün wechselt über Gelb-Rötlich in Braun und verbraucht in diesem Zustand wenig Wasser und Nahrung. „Die Blätter fallen erst kurz vor dem Neuaustrieb ab.“

Der Laubfall mündet über die schräge Fassade in einen Laubgraben am Fuß der Fassade. Er wird regelmäßig, alle paar Wochen, gereinigt. Zweimal im Jahr wird die Hecke gestutzt und der Schnitt kompostiert. Er fließt so wieder in den Biokreislauf zurück. Bei begrünten Fassaden müssen außerdem bestimmte brandschutztechnische Anforderungen erfüllt werden, um das Risiko eines Brandes zu minimieren. Wichtig ist hierbei einerseits die Verwendung von schwer entflammbaren Pflanzen, andererseits muss sichergestellt sein, dass die Konstruktion der Fassade selbst den Brandschutzvorschriften entspricht.
Quelle: Genath
Der Laubfall mündet über die schräge Fassade in einen Laubgraben am Fuß der Fassade. Er wird regelmäßig, alle paar Wochen, gereinigt. Zweimal im Jahr wird die Hecke gestutzt und der Schnitt kompostiert. Er fließt so wieder in den Biokreislauf zurück. Bei begrünten Fassaden müssen außerdem bestimmte brandschutztechnische Anforderungen erfüllt werden, um das Risiko eines Brandes zu minimieren. Wichtig ist hierbei einerseits die Verwendung von schwer entflammbaren Pflanzen, andererseits muss sichergestellt sein, dass die Konstruktion der Fassade selbst den Brandschutzvorschriften entspricht.

Probleme mit Feuchtesensoren

Die Erfahrungen nach drei Wintern seien im Prinzip durchweg positiv. Die Natur direkt an der Fassade leistet ihren Beitrag zur Verbesserung des Raumklimas. Reklamationen seien weder von den Bauherren noch von den Nutzern eingegangen und die Technik hätte bis auf eine Stelle bisher keine Schwächen gezeigt.

„Die Begrünung ist in Sektoren unterteilt. Jede Sektion untergliedert sich in mehrere Kreise. An denen hängen nochmal die verschiedenen Ventile, sodass wir ungefähr auf 240 programmsteuerbare Magnetventile kommen. Dadurch können wir je nach Lage zur Sonne wässern. Dem Schattenbereich geben wir etwas weniger Wasser, dem Hochsommerbereich etwas mehr. Leider funktioniert die automatisierte Bewässerung über die Sensorik nicht oder nur mit Einschränkungen. Wir müssen darauf verzichten und fahren das System von Hand. Die Sensoren, die die Bodenfeuchte feststellen und danach die Bewässerung aktivieren sollen, arbeiten nicht zu unserer Zufriedenheit. Die Hersteller sind aufgefordert, an uns heranzutreten und uns Messfühler zu präsentieren, die in einem mineralischen Substrat verlässlich erfassen und melden.“

Damit haben die Fühler Schwierigkeiten: „Ein mineralisches Substrat ist relativ grobporig. Da reißt der Feuchtefilm zum Sensor oftmals ab.“ Das Wasser, das mit Säure auf einen pH-Wert 6 dosiert ist, „weil das ein Milieu ist, in dem sich die Hainbuche besonders wohlfühlt“, trägt auch den mineralischen Dünger an die Pflanzen heran. Die Feuchtefühler scheinen mit der Grobporigkeit dieses Substrates nicht zurechtzukommen. Leonhards lässt im Turnus Bodenproben von der LUFA, der Landwirtschaftlichen Untersuchungs- und Forschungsanstalt, auf den notwendigen Gehalt an Natrium, Phosphor und Kalium für das ungestörte Wachstum der Hainbuchen untersuchen und programmiert danach von Hand die Bewässerungs- und Düngungsanlage.

Donnerstag, 22.08.2024

Von Bernd Genath
Düsseldorf

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